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Pflegedienste profitieren – Alltagsbegleiter*innen zahlen drauf: Ein Blick auf Düsseldorfs Parkregelungen

Als Alltagsbegleiter*innen unterstützen wir einen wachsenden Teil dieser Menschen – mit alltäglicher Hilfe wie Einkäufen, Begleitung bei Ärzten, Freizeit oder Therapien. Wir sind mobil unterwegs, flexibel – und dennoch in der Regel ohne rechtliche Erleichterung beim Parken.

Inhaltsverzeichnis


Unsere Alltagsbegleitung ist unverzichtbar

In Nordrhein-Westfalen (NRW) leben derzeit etwa 1,39 Millionen Menschen, die als pflegebedürftig gelten – das entspricht 7,6 Prozent der Landesbevölkerung. Gegenüber 2021 ist das ein Anstieg um rund 16 Prozent – Tendenz steigend (IT.NRW).

Rund 87 % dieser Pflegebedürftigen werden zuhause versorgt – durch Angehörige, ambulante Pflegedienste und ergänzende Angebote wie unsere. Besonders auffällig ist die wachsende Zahl jener, die ausschließlich Pflegegeld beziehen und damit selbst organisiert versorgt werden: mehr als 818.000 Menschen in NRW – ein Zuwachs von fast 25 % seit 2021 (IT.NRW, Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Deutschland, 2025).

In Düsseldorf, der kreisfreien Landeshauptstadt, leben rund 653.000 Menschen. Offizielle Detailzahlen zu Pflegebedürftigen liegen nicht vor. Zeit für eine pauschale Rechnung. Zum Stichtag 31.12.2023 waren in Düsseldorf 40.248 Düsseldorfer*innen pflegebedürftig – und die große Mehrheit von ihnen lebt zuhause.


Alltagsbegleitung im Alltag

Als Alltagsbegleiter*innen unterstützen wir einen wachsenden Teil dieser Menschen – mit alltäglicher Hilfe wie Einkäufen, Begleitung bei Ärzten, Freizeit oder Therapien. Wir sind mobil unterwegs, flexibel – und dennoch in der Regel ohne rechtliche Erleichterung beim Parken.

Im Gegensatz dazu profitieren Hebammen, Pflegekräfte oder Pflegedienste und sogar Handwerksbetriebe von klaren Sonderregelungen, die das Parken in unmittelbarer Nähe zum Einsatzort vereinfachen. Besonders bitter ist dieser Unterschied im Vergleich zu den Pflegediensten: Für die gleiche Arbeit können sie oft deutlich höhere Stundensätze mit den Pflegekassen abrechnen.

Diese Ungleichbehandlung trifft uns genau dort, wo wir täglich Zeit und Geld sparen müssten – bei Parkgebühren, Tickets, Knöllchen oder dem schnellen Finden einer Lücke. Kurzum: Wir leisten einen wertvollen Beitrag in der Stadt. Es wird Zeit, dass unsere Arbeit auf kommunaler wie gesellschaftlicher Ebene vergleichbar anerkannt wird – auch mit einem rechtlichen Rahmen, der uns das Parken erleichtert.


Ausnahmen für unterschiedliche Berufsgruppen – aber nicht für uns

Wenn man sich die Regelungen der Stadt Düsseldorf genauer anschaut, fällt eine merkwürdige Schieflage auf.

Für die ambulante Krankenpflege gibt es seit Jahren eine Ausnahmeregelung: Wer als Pflegedienst unterwegs ist oder als Hebamme arbeitet, darf sein Auto für zwei Stunden ohne Parkschein abstellen – sogar in Bewohnerparkzonen oder in eingeschränkten Halteverbotsbereichen.

Die Begründung liegt auf der Hand: Diese Berufsgruppen müssen zu ihren Patient*innen fahren, oft mit wenig Vorlaufzeit, und brauchen dann schnell einen Stellplatz. Dafür hat die Stadt ein pragmatisches Instrument geschaffen, das genau diese Realität anerkennt.

Für die Beantragung reicht in der Regel ein einfacher Nachweis über den Beruf, eine Kopie des Fahrzeugscheins – bei der privaten Pflege zusätzlich ein ärztliches Attest. Nach zwei bis vier Wochen liegt die Genehmigung vor. Sie gilt allerdings nicht für das dauerhafte Parken am eigenen Betriebssitz, sondern ausschließlich während der tatsächlichen Pflegeeinsätze. Kostenlos ist die Erleichterung selbstverständlich nicht: Düsseldorf verlangt für die Ausnahmegenehmigung 120 Euro im Jahr, weitere Befreiungen oder Ermäßigungen gibt es nicht.

So weit, so nachvollziehbar. Doch dann stockt man: Warum gilt diese Logik nicht auch für Alltagsbegleiter*innen?

Wir besuchen unsere Klient*innen ebenso regelmäßig zuhause wie ein Pflegedienst, oft mit Einkaufstaschen, Hilfsmitteln oder einfach nur mit der Zeit im Rücken, die wir für Gespräche und Begleitung brauchen.

Die Situationen gleichen sich – die rechtliche Bewertung nicht. Während Pflegedienste durch Sonderregelungen unterstützt werden, stehen Alltagsbegleiter*innen im Regen. Für uns heißt das: Parkschein ziehen, Gebühren zahlen, Knöllchen riskieren. Dieselbe Arbeitssituation – aber eine völlig andere Behandlung durch die Verwaltung.

Diese Ungleichheit ist kein Randdetail, sondern ein strukturelles Problem. Denn sie macht sichtbar, dass die Alltagsbegleitung bislang gesellschaftlich nicht denselben Stellenwert genießt wie andere, etablierte Berufsgruppen im Gesundheits- und Sozialwesen.


Parken in Düsseldorf – und was das für uns bedeutet

Wer in Düsseldorf mit dem Auto unterwegs ist, weiß: Parken ist teuer. In der Innenstadt rund um die Immermannstraße kostet eine Stunde schnell 2,50 Euro, drei Stunden schlagen mit 7,50 Euro zu Buche. In Parkhäusern am Rhein oder am Carlsplatz liegen die Gebühren noch höher, oft bei über 30 Euro am Tag.

Für jemanden, der abends in der Stadt essen geht, mag das ärgerlich sein – für uns Alltagsbegleiterinnen ist es ein echtes Problem. Denn wir parken nicht aus Freizeitgründen, sondern weil wir unsere Klientinnen erreichen müssen.

Nehmen wir als Beispiel aus unserer Praxis den Stadtteil Derendorf. Hier leben viele ältere Menschen, die auf Unterstützung angewiesen sind. Eine Kollegin von uns hat dort an einem Tag drei Einsätze: zwei bei Klienten, die jeweils rund zwei Stunden dauern, und einen dritten Besuch von drei Stunden.

Schon die reine Parkzeit summiert sich auf sieben Stunden. Mit Parkschein sind das schnell 17,50 Euro – für einen einzigen Arbeitstag. Wer das mal auf’s Jahr hochrechnen möchte, kann das gerne tun.

Und dabei ist es mit den Gebühren allein nicht getan. Termine dauern manchmal länger als geplant – ein Gespräch zieht sich, beim Arzt verzögert sich die Behandlung, ein Einkauf braucht wegen voller Kassen mehr Zeit. Dann reicht das Ticket nicht mehr.

Wer in der Tannenstraße schon einmal nach einem Automaten gesucht hat, weiß: ein schnelles Nachlösen ist kaum möglich. Digitale Lösungen per App helfen zwar, doch auch sie sind teurer und auch die Kosten bleiben bei uns hängen.

Unser Alltag? Du kommst mit Frau Müller und zwei schweren Einkaufstaschen zurück in ihre Wohnung. Der Weg war anstrengend, sie braucht sofort ein Glas Wasser, einen Gang zur Toilette und muss sich anschließend hinlegen. Natürlich hilfst du ihr dabei – dafür bist du schließlich da. Der Parkschein ist in diesem Moment das Letzte, woran du denken kannst.

Als du endlich wieder auf die Uhr schaust, ist klar: Zum Automaten brauchst du gar nicht mehr laufen, das Ticket ist ohnehin längst abgelaufen. Ein Knöllchen jetzt fast unvermeidlich.

Was bedeutet das? Wir zahlen drauf. Jeden Tag, Monat für Monat. Und das, obwohl wir eine gesellschaftlich wichtige Arbeit leisten – vergleichbar mit der ambulanten Pflege, die für genau solche Situationen eine Ausnahmegenehmigung hat. Wir dagegen müssen zwischen Parkscheinen, Strafzetteln und Terminplänen jonglieren.


Fazit: Zeit für Gleichbehandlung

Unsere Stadt und unser Klima profitieren davon, je öfter wir das Auto stehen lassen. Die Mobilitätswende bedeutet weniger Lärm, bessere Luft und mehr Platz für Menschen, Grün und Begegnung und eine gesunde Zukunft.

So prägen künftig nicht Blech und Abgase, sondern Lebensqualität und Gemeinschaft das Stadtbild.

Die Wege weg vom Auto sind gut und wichtig – doch in unserem Alltag mit Klientinnen stoßen wir an Grenzen: Ein Lastenrad hilft nicht bei der Fahrt zum Arzt oder zur Therapie, die Nutzung der Straßenbahn mit unseren Klientinnen ist selten möglich.

Deshalb braucht es realistische Lösungen, die ökologische Verantwortung mit den praktischen Anforderungen unserer Arbeit verbinden. Viele von uns nutzen schon jetzt das Fahrrad, steigen in den öffentlichen Nahverkehr oder gehen einfach zu Fuß – und das gerne. Aber im Alltag reicht das nicht immer aus.

Unsere Termine liegen selten auf derselben Straße oder gar Tür an Tür. Stattdessen fahren wir quer durch die Stadt oder von einem Viertel ins andere, und das oft mit einem gut gefüllten Terminkalender.

Wer schon länger dabei ist, weiß: unproduktive Zeiten können wir uns eigentlich nicht leisten. So werden Fahrtzeiten selbst zu einem Handicap, das zusätzlich zu den eigentlichen Betreuungsstunden unsere Arbeitszeit belastet.

Genau deshalb brauchen wir Unterstützung auf kommunaler Ebene. Parkausnahmen, wie sie für die ambulante Pflege gelten, wären für uns eine enorme Erleichterung. Ebenso denkbar sind digitale Lösungen, bei denen die Kosten für verlängerte Tickets nicht bei uns hängenbleiben, oder reduzierte Tarife speziell für Menschen, die im sozialen Bereich arbeiten.

Und nicht zuletzt braucht es ein stärkeres Bewusstsein in Verwaltung und Politik dafür, dass wir Alltagsbegleiter*innen längst ein unverzichtbarer Teil der häuslichen Betreuung sind – mit allen logistischen Herausforderungen, die dieser Beruf mit sich bringt.


Mach mit: Deine Erfahrungen zählen!

Bist du selbst als Alltagsbegleiter*in in Düsseldorf oder NRW unterwegs und hast ähnliche Erfahrungen mit Parkgebühren, Strafzetteln oder fehlenden Ausnahmeregelungen gemacht?

Du lebst und arbeitest in einer Kommune, die das schon anders handhabt?

👉 Dann melde dich bei uns!

Je mehr Beispiele wir zusammentragen, desto besser können wir gegenüber Politik und Verwaltung argumentieren und aufzeigen, wie dringend hier eine Lösung gebraucht wird.

Schreib uns einfach eine kurze Nachricht über hallo@alltagsbegleitung.digital. Gemeinsam machen wir unsere Arbeit sichtbarer und engagieren uns für faire Bedingungen.